Organoide
Die biologische Forschung und die Krankheitsmodellierung rekonstruieren die Komplexität echter Gewebe
Was sind Organoide?
Organoide sind dreidimensionale (3D), mehrzellige Mikrogewebe, die aus Stammzellen gewonnen und so gestaltet wurden, dass sie die komplexe Struktur und Funktionalität eines menschlichen Organs, wie der Lunge, der Leber oder des Gehirns, imitieren. Organoide sind multizellulär und weisen einen hohen Grad an Selbstorganisation auf. Sie geben komplexe In-vivo-Zellantworten und Zell-Interaktionen im Vergleich zu traditionellen 2D-Zellkulturen noch besser wieder.
Es gibt drei eindeutige Definitionen, die ein Organoid ausmachen:
- Es ist ein biologisches 3D-Mikrogewebe, das verschiedene Zelltypen enthält.
- Es gibt die Komplexität, Organisation und Struktur eines Gewebes wieder.
- Es zeigt Ähnlichkeit mit zumindest einem Funktionalitätsaspekt eines Gewebes.
Organoide gewinnen in den Feldern der Krebsforschung, Neurobiologie, Stammzellforschung und Wirkstoffforschung zunehmend an Bedeutung, da sie eine verbesserte Modellierung humaner Gewebe ermöglichen. Da sie aus Stammzellen erzeugt werden, können Organoide in ein großes Spektrum an Gewebetypen differenziert werden, darunter Leber-, Lungen-, Gehirn-, Nieren-, Magen- und Darmgewebe. Weil diese 3D-Mikrogewebe In-vivo-Organe imitieren, können sie Forschern größere Einblicke in die Mechanismen der menschlichen Entwicklung und von Erkrankungen bereitstellen. Forscher können zum Beispiel Organoide aus genetisch modifizierten Zellen dazu heranziehen, herauszufinden, wie bestimmte Genmutationen mit bestimmten genetischen Erkrankungen zusammenhängen. Organoide können zudem die Untersuchung von Infektionserkrankungen und Wirt-Pathogen-Interaktionen ermöglichen. Und zu guter Letzt werden Forschern durch die Möglichkeit, von Patienten gewonnene Organoide für Wirkstoffscreenings und Toxizitätsbeurteilungen zu verwenden, weitere Fortschritte in der personalisierten Medizin ermöglicht.
Allgemeiner Workflow für die Kultivierung und das Screening von Organoiden
Aufgrund der zunehmenden Komplexität von Organoiden und anderen 3D-Zellsystemen sind noch höher entwickelte Techniken für das 3D-Imaging und die Analyse erforderlich, um diese biologischen Strukturen genau und effizient zu beschreiben. Heutzutage werden automatisierte konfokale Imaging-Systeme und 3D-Bildanalyse-Software weitverbreitet genutzt, um Forschern die Optimierung ihres Arbeitsablaufs zu ermöglichen und zu optimalen Ergebnissen zu verhelfen.
Schritt 1) 2D-Vorkultur
Organoide werden entweder aus primären Zellen (d. h. Darm, Lunge oder Niere) oder aus induzierten pluripotenten Stammzellen erzeugt. Stammzellen sind in der Lage, zu differenzieren und sich selbst zu einer Vielfalt von spezifischen Organoiden zusammenzulagern.
Schritt 2) 3D-Organoide entwickeln
Üblicherweise werden die Zellen mit Matrigel vermischt und Tropfen dieses Gemischs bei Raumtemperatur in eine 24-Well-Platte gesetzt. Die Platten werden dann in einen Inkubator gestellt, um feste Tropfenkuppeln zu bilden. Anschließend werden für sieben oder mehr Tage Medien hinzugegeben, um das Zellwachstum und die Differenzierung zu einem spezifischen Gewebe zu fördern (Gehirn, Darm, Lunge, etc.). Die Medien enthalten Proteine der extrazellulären Matrix (EZM) und verschiedene Wachstumsfaktoren, die variieren, je nachdem, welches Gewebe erzeugt wird.
Schritt 3) Organoid-Kultur
Eine Organoid-Kultur ist ein langwieriger Prozess und umfasst möglicherweise einige Kultivierungsschritte mit unterschiedlichen Medien. Im Verlauf dieses Prozesses muss die Gesundheit der Zellen mit Methoden überwacht werden, die normalerweise zum Nachvollziehen der Entwicklungsbiologie und zum Verständnis von Geweben herangezogen werden (Imaging).
Schritt 4) Überprüfung und Messungen
Bevor Experimente durchgeführt werden, müssen die Organoide überprüft und charakterisiert werden, um sicherzustellen, dass sie die richtige Gewebestruktur und Differenzierung aufweisen. High-Content-Imaging ermöglicht die Überprüfung und Visualisierung des Wachstums und der Differenzierung von Organoiden, die 3D-Rekonstruktion der Strukturen, komplexe Analysen der Organoidstruktur, Zellmorphologie und -überlebensfähigkeit sowie der Expression verschiedener Zellmarker.
Schritt 5) Konfokales Imaging und 3D-Analyse
Das konfokale Imaging und die 3D-Analyse von Organoiden ermöglichen die Visualisierung und Quantifizierung der Organoide und der Zellen, die das Organoid bilden. Die Charakterisierung mehrerer quantitativer beschreibender Merkmale von Organoiden kann angewendet werden, um Krankheitsphänotypen und Verbindungseffekte zu erforschen.
Konfokales Imaging und 3D-Bildanalyse von Organoiden
Organoide sind zur Krankheitsmodellierung und zur Beurteilung von Verbindungseffekten sehr nützlich. Das automatisierte Imaging und die automatisierte Analyse von Organoiden sind zur quantitativen Beurteilung von phänotypischen Veränderungen in Organoiden von Bedeutung, ebenso wie für die Erhöhung des Durchsatzes von Experimenten und Tests.
Konfokales Imaging, wie mit dem ImageXpress® Confocal HT.ai System mit Hochleistungs-Lasern und Wasserimmersionsobjektiven, sind für die Erfassung der Komplexität von biologischen 3D-Assays besonders nützlich. Im Gegensatz zu typischen Sphäroiden, die wie solide Objekte erscheinen und lediglich eine limitierte Lichtdurchlässigkeit aufweisen, erscheinen manche 3D-Organoide wie Lungen-Organoide hohl, mit einem Lumen oder einem Hohlraum im Inneren, und sie können einfacher von Licht durchdrungen werden, was es ermöglicht, Bilder durch die Mikrogewebe „hindurch“ aufzunehmen.
High-Content-Analyse-Werkzeuge wie die MetaXpress oder die IN Carta Image Analysis Software, ermöglichen das Auffinden und die Beschreibung mehrerer Objekte / Organoide, entweder im 2D-Format (für eine einzelne Ebene oder Abbildungen mit maximaler Projektion) oder in 3D, wenn Objekte aus mehreren Ebenen zusammenhängend sind und durch die Software in einem 3D-Raum rekonstruiert werden. Organoide können über ihren Durchmesser, ihr Volumen, ihre Form, die Intensität spezifischer Marker oder ihren Abstand zu anderen Objekten beschrieben werden.
Zudem können einzelne Zellen, Zellkerne oder Organellen innerhalb jedes Organoids bestimmt und vermessen werden. Dies ermöglicht das Zählen lebender und toter Zellen oder von Zellen mit einem bestimmten Marker, der auch das Volumen und die Abstände zwischen den Objekten definiert. Numerische Werte können für jedes Organoid einzeln oder als Durchschnitt pro Vertiefung erhoben werden.
Zellbild-Galerie Lungenorganoide
Bildanalyse eines Organoids
Lungenorganoide
Lungenorganoide 2
Automatisiertes Imaging lebender Organoide in Matrigel, durchgeführt mittels konfokaler Option bei 4x oder 10x Vergrößerung
Hochkomplexe Lungenorganoide
Darmorganoide, dTomato-gefärbte Zellen in Rot, Nachweis doppelt-positiver (mNeon-gefärbter) Zellen in Grün.
Intern exprimierte Gene, dTomato in Magenta, mNeon in Grün, 10x.
Darmorganoid, 40x, dTomato, Zellzahlbestimmung.
Lungenorganoid, 10x und 20x, Mehrfachfärbungen, Hoechst, MitoTracker.
Lungenorganoide, Projektionsbild und ein Panel mit Z-Stapel; lebend gefärbt mit Hoechst (blau, Zellkerne), MitoTracker (rot, Mitochondrien) und Calcein AM (grün, Lebendzellfarbstoff); 20x Wasserimmersion.
Lungenorganoide 3
Lungenorganoide 4
Lungenorganoide aus Atemwegsepithelzellen der Lunge, kultiviert in Matrigel-Kuppeln für 8 Wochen.
Organoid-Analyse mittels Multiplex-Zellauswertung
Organoid-Analyse mittels Multiplex-Zellauswertung 2
Entwicklung von Organoiden